Japanisch lernen mit Anime

Japanisch lernen mit Anime ist ein Traum vieler Japan-Fans. Dass dieses Vorhaben mit Schwierigkeiten verbunden ist, dürfte jedoch auf der Hand liegen. Als gutes Hilfsmittel können Anime allerdings trotzdem dienen.

Wenn man Japanisch lernen möchte, kommt man sicherlich nicht um die Versuchung herum, das Lehrbuch einfach mal liegen zu lassen und stattdessen zu einem spannenden Anime zu greifen.

Warum von Anime als Grundlage für das Japanischstudium abzuraten ist, haben wir schon in mehreren Artikeln genauer erläutert. In diesem Artikel versuchen wir aber trotzdem, uns die japanische Sprache anhand einer Anime-Szene genauer anzuschauen.

Solltest du dich für die japanische Sprache interessieren und mit dem Gedanken spielen, selbst mal die japanische Sprache zu erlernen, ist diese Selbstvorstellung von Yūji Itadori aus Jujutsu Kaisen vielleicht ein guter Anfang.

Jujutsu Kaisen: Von Schülern und Dämonen

Jujutsu Kaisen ist eine Fantasy-Animeserie, die vom Leben des Oberschülers Yūji Itadori handelt. Yūji bekommt durch diverse Umstände magische Kräfte von einem Amulett verliehen und findet sich plötzlich in einer Welt umgeben von Flüchen und Dämonen wieder.

Fortan versucht er, sein Leben an der städtischen Fachoberschule für Magie zu bewältigen und die Schüler vor einer Flut aus Monstern und Dämonen, die hinter seinen Kräften her sind, zu verteidigen.

Schauen wir uns nun die folgende Szene aus dem Anime an und versuchen, das Gesagte zu analysieren.

Japanisch lernen mit Anime: Selbstvorstellung

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夜蛾正道学長だ。
Yaga masamichi gakuchō da.

その子が?
Sono ko ga?

虎杖悠仁です!好みのタイプはジェニファー・ローレンス!よろしくお願いします!
Itadori yūji desu!Konomi no taipu wa Jennifer Lawrence desu!Yoroshiku onegaishimasu!

何しに来た?
Nani shi ni kita?

Auch wenn der Dialog witzig ist, lernt man natürlich nichts, wenn man sich keine Gedanken darüber macht, was auf sprachlicher Ebene eigentlich gerade passiert ist. Lernst du Japanisch, wäre das aber eine sehr gute Möglichkeit, vielleicht etwas Neues dazu zu lernen.

Der 1. Satz

夜蛾正道学長だ。
Yaga masamichi gakuchō da.

Unser erster Satz ist zunächst ganz einfach. Yaga Masamichi ist der Name des Sprechers. Gakuchō ist die Jobbezeichnung des Direktors und kann hinten an Namen gehängt werden, genau wie –san oder -sensei. Yaga masamichi gakuchō ist also der Direktor Masamichi Yaga.

Achte darauf, dass in der japanischen Sprache der Nachname vor dem Vornamen steht und der Direktor somit nicht Herr Masamichi, sondern Herr Yaga heißt.

Da ist die Grundform des Hilfsverbes desu, welches man in unserem Fall einfach mit „sein“ übersetzen kann. Da man im Japanischen Verben nicht nach Personen konjugiert wie im Deutschen, übersetzen wir da also nicht mit „sein“, sondern mit „ist“.

Das ist Direktor Masamichi Yaga.

Der 2. Satz: Verkürzte Frage

その子が?
Sono ko ga?

Der Direktor verwendet hier gesprochenes Japanisch, was man daran erkennt, dass der Satz eigentlich nur halb fertig ist. Sono ko bedeutet „dieses Kind“, wobei der Begriff ko oft für Schüler und Studenten verwendet wird und nicht unbedingt keine kleinen Kinder beschreibt. Du kannst diesen Begriff daher auch etwas freier mit „Junge“ oder „Mädchen“ übersetzen.

Die Partikel ga markiert das Thema. Wörtlich übersetzt steht hier also eigentlich nur: „Dieses Kind?“.

Gemeint ist natürlich die Frage „Wer ist dieses Kind?“ bzw. „Wer ist dieser Junge?“, allerdings wurde das „wer“ (誰, dare) einfach weggelassen. Dies ist in der japanischen Sprache eine gängige Praxis, wenn allen Beteiligten klar ist, was ausgedrückt werden soll.

Streng genommen müsste der Satz daher also wie folgt heißen:

その子が(誰ですか)?

Sono ko ga (dare desu ka)?

Wer ist dieser Junge?

Der 3. Satz

虎杖悠仁です!好みのタイプはジェニファー・ローレンス!よろしくお願いします!
Itadori yūji desu!Konomi no taipu wa Jennifer Lawrence desu!Yoroshiku onegaishimasu!

Zunächst stellt Yūji sich mit der höflichen Form des Hilfsverbs da vor, das wir uns eben schon angeschaut haben. „Ich bin Yûji“.

Im zweiten Satz wird das Hauptthema durch die Partikel wa markiert. Das bedeutet also: Alles, was vor dem wa steht, ist unser Hauptthema.

Wir haben hier die Wörter konomi no taipu. Konomi bedeutet „Geschmack“ oder „Vorliebe“ und mit taipu ist der „Typ“ gemeint.

Man kann den Ausdruck also mit „Lieblingstyp“ übersetzen und wenn wir uns den Rest des Satzes anschauen, merken wir schnell, dass Yûji von seinem Typ Frau spricht.

Hinter Jennifer Lawrence haben wir wieder unser Hilfsverb desu, welches wir mit „sein“ übersetzen. Unseren Satz übersetzen wir also wie folgt:

„Mein Typ Frau ist Jennifer Lawrence.“

Oder etwas natürlicher:

„Ich stehe auf Frauen wie Jennifer Lawrence.“

Bei der japanischen Sprache musst du beachten, dass diese ganz anders funktioniert als unsere Deutsche und du nun mal nicht jedes Wort eins zu eins übersetzen kannst. Die Floskel yoroshiku onegaishimasu hört man oft nach Selbstvorstellungen. Sie bedeutet so viel wie „Freut mich, Sie kennenzulernen“.

Ich bin Yūji Itadori! Ich stehe auf Frauen wie Jennifer Lawrence! Freut mich, Sie kennenzulernen!

Der 4. Satz

Herr Yaga hat leider kein großes Interesse an Small Talk mit Yūji und kommt gleich zur Sache. Er fragt:

何しに来た?
Nani shi ni kita?

Sicherlich fragst du dich, warum wir unsere Sätze ständig mit „du“ und „ich“ übersetzen, obwohl dort gar keine Personalpronomen stehen. Das ist so, weil Japaner die Personalpronomen oftmals einfach weglassen.

Überflüssige Wörter werden in der japanischen Sprache meistens gestrichen. Wenn eindeutig klar ist, dass ich über mich selbst rede, lasse ich das „Ich …“ (watashi wa …) also einfach weg. Bei einer Übersetzung ins Deutsche müssen wir die Personalpronomen dann aber natürlich wieder mit aufnehmen, denn in der deutschen Sprache können wir Personalpronomen nicht einfach mal weglassen.

Nani bedeutet „was“ und shi ni kita ist die Vergangenheitsform vom Verb shi ni kuru. Shi stammt vom Verb suru (machen) und kuru bedeutet „kommen“. Schauen wir uns die Wörter noch einmal an, haben wir also „was – machen – kommen“, oder etwas freier übersetzt:

Für was bist du gekommen? oder Was willst du?

Japanisch lernen ohne Bücher ist eine schwierige Aufgabe

Japanisch lernen mit Anime ist also gar nicht so leicht. Sicher merkst du schon, dass es schwierig ist, grammatische Zusammenhänge nur vom Zuschauen zu begreifen. Wenn du ein anständiges Buch besitzt oder an einem soliden Sprachkurs wie unserem Japanisch-Grundkurs teilnimmst, können Anime allerdings durchaus eine gute Ergänzung zum Unterricht sein, bei der man viel lernen kann.

Anime als Grundlage für das Studium sind aber nicht geeignet. Oftmals verwenden die Charaktere seltsame Wörter oder eine verzerrte Grammatik, durch die du dir eine falsche Sprache aneignest. Darüber hinaus werden dir die Grundlagen beim Animegucken auch nicht erklärt. Du müsstest also selbst versuchen, dir Zusammenhänge und grammatische Strukturen zusammenzureimen.

Du würdest gerne öfters Japanisch mit Anime lernen? Dann lass uns einen Kommentar mit einem Thema oder Anime da, den du gerne in unserem nächsten Artikel sehen würdest!

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