Nishinari

Wer sich für Japan interessiert und gerne selbst einmal in das Land der aufgehenden Sonne reisen würde, hat sich sicherlich schon öfters mit beliebten Reiserouten beschäftigt. Osaka gehört für viele Touristen zum absoluten Pflichtprogramm. Die Hotelpreise in Osaka sind zwar höher als in den ländlicheren Regionen, doch im Stadtviertel Nishinari lässt sich einiges an Geld sparen.

Ich bin schon viel durch Ostasien gereist und habe auf meinen Reisen so einiges erlebt. Japan gehörte von allen Ländern definitiv zu denen, die Deutschland vom Lebensstandard her am meisten ähneln. Nirgends sind die Straßen, Bahnen. Hotelzimmer und öffentlichen Toiletten so sauber wie dort.

Das wirkt sich natürlich auch auf den Preis aus. Wer Hotelpreise aus Vietnam, Thailand oder China gewöhnt ist, wird in Japan erst mal einen Schrecken bekommen. Im Durchschnitt sind die Preise zwar sogar noch ein wenig günstiger als bei uns, der Low-Budget-Reisende wird jedoch keine 80 € für eine Nacht ausgeben können, nur um 7 Stunden in einem Bett zu schlafen.

Bei meinen Recherchen bin ich auf den berüchtigten Stadtteil Nishinari in Osaka gestoßen, wo die Übernachtung in einem richtigen Hotelzimmer nur ein paar Yen kosten soll. „So schlimm kann es schon nicht werden.“, dachte ich mir, also ich über die Buchungsapp Rakuten Travel mein Zimmer für 900 Yen pro Nacht gebucht habe. Doch eines sei an dieser Stelle schon mal vorweggesagt: Nishinari hat es so richtig in sich.

Nishinari: Das Slum von Osaka

Im Internet kursieren viele Gerüchte über diesen berüchtigten Stadtteil Nishinari. Mein Lieblingsyoutuber Joe hat einige Videos über Nishinari hochgeladen, die ich mir amüsiert angeschaut habe, bevor ich meine erste Übernachtung dort buchte. „Der übertreibt doch“, dachte ich. Einen solchen Stadtteil konnte es in Japan einfach nicht geben. Nicht in meinem geliebten Japan.

Doch als ich in Osaka ankam und aus der U-Bahn der Station dôbutsuenmae stieg, konnte ich zunächst meinen Augen nicht trauen. Zerrissene Müllsäcke auf offener Straße, betrunkene Obdachlose schlafend auf dem Bürgersteig – ein Bild, das ich so von Japan noch nicht kannte.

Nishinari

Zum ersten Mal hatte ich in diesem Moment das Gefühl, einen Kulturschock zu erleben. Dass es in Japan Orte wie diese gibt, wusste ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht. Plötzlich schossen mir Bilder vom Frankfurter Hauptbahnhof um Mitternacht durch den Kopf, wo ich schon ähnliche Bilder erblickt hatte wie diese in Nishinari. Aber gut, ich war offen für neue Erfahrungen und ein Zurück gab es nun eh nicht mehr. Also machte ich mich auf zu meinem Hotel.

Hotelübernachtungen für weniger als einen Cent pro Nacht

Auf dem Weg zu meinem Hotel ging ich an mindestens 7 anderen Hotels vorbei, die ihre Hotelzimmer alle zu ähnlichen Preisen verschleuderten. „Eine Übernachtung für einen Yen“ las ich auch zweimal – das entspricht weniger als einen Cent.

Neugierig wie ich bin, ging ich kurzerhand an die Rezeption und fragte nach, was es mit diesem Kampfpreis auf sich hat. „Das ist unser Geburtstagsangebot. Wenn du heute Geburtstag hast, kannst du für einen Yen bei uns übernachten.“, erklärte er mir dann. Eine seltsame Marketingkampagne, wie ich fand. Da jedoch mehrere Hotels dieses Angebot machten, schien es ja irgendwie zu funktionieren.

Mein Hotelzimmer selbst war für 900 Yen eigentlich gar nicht so übel. Die Bettwäsche schien gewaschen und der Mitarbeiter an der Rezeption war wirklich nett zu mir. Na gut, das Zimmer war nicht das größte und das Badezimmer musste ich mir mit gefühlt 100 anderen Leuten teilen – aber für umgerechnet 7 € kann man doch nun wirklich nicht meckern.

Nishinari als Hotspot für Touristen

Dass ich nicht der Einzige mit der Idee war, günstig in Nishinari zu übernachten, merkte ich am nächsten Morgen. Andere Ausländer waren plötzlich an jeder Straßenecke zu sehen. Unterwegs fand ich sogar ein Hostel, das von Ausländern geführt wurde und speziell auf ausländische Touristen ausgelegt war – und dieses Hostel war für die nächsten 3 Wochen schon ausgebucht, wie mir gesagt wurde.

So langsam fing ich an zu verstehen. Geschäftsleute fingen an, das große Potenzial von Nishinari zu wittern und bauten die Wohnungen dort kurzerhand zu günstigen Hotels für Touristen um – zum Leiden der dortigen Anwohner. So konnte ich mir zumindest auch die große Zahl von Obdachlosen erklären.

Ob das alles richtig ist, was da in Nishinari passiert, möchte ich nun gar nicht beurteilen – Fakt ist jedoch, dass Nishinari ein äußerst interessantes Stadtviertel. Wenn also auch du mal kurzerhand in Osaka sein solltest und eine günstige Unterkunft suchst, wäre eine Übernachtung in Nishinari vielleicht genau das richtige Abenteuer für dich.

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