Geschlechtsunterschiede spielen eine große Rolle, wenn man Japanisch lernen möchte. Während es in der deutschen Sprache nur einen Begriff für „ich“ gibt, hat die japanische Sprache gleich mehrere Personalpronomen in der ersten Person zu bieten.
Geschlechtsunterschiede werden in vielen Sprachen anders behandelt. Spricht man in der deutschen Sprache von sich selbst, verwendet man in der Regel stets die erste Person Singular „ich“. Dabei spielt es keine Rolle, welchem Geschlecht man angehört. Die japanische Sprache hingegen ist in dieser Hinsicht durchaus komplizierter, denn je nach Geschlecht werden für gleiche Ausdrücke unterschiedliche Wörter verwendet. Einen Überblick über die Geschlechtsunterschiede in der japanischen Sprache erhältst du in diesem Artikel.
Ich ist nicht gleich ich
„Ich gehe kurz in den Supermarkt“. Ein einfacher Satz, der doch so unterschiedlich ausgedrückt werden kann. Ganz neutral würde man den Satz mit watashi wa sūpā ni ittekimasu (私はスーパーに行ってきます) übersetzen, jedoch ändert sich die gesprochene Sprache je nach Alter, Geschlecht und Hierarchie gewaltig.
Während junge Männer vermutlich etwas wie boku wa sūpā ni ittekimasu (僕はスーパーに行ってきます) sagen würden, so würde der Satz von einer jungen Schülerin vermutlich eher so ausgedrückt werden: atashi wa sūpā ni ittekimasu (あたしはスーパーに行ってきます).
Auch wenn die Sätze auf dem ersten Blick identisch aussehen, fällt bei genauerem Hinsehen jedoch auf, dass sich die jeweils ersten Wörter unterscheiden: boku und atashi. Beide Wörter bilden zwar die erste Person Singular ab, allerdings wird boku nur in der Umgangssprache von Männern verwendet, während atashi eher von jungen Frauen verwendet wird. Eine Frau, die boku verwendet, gibt es mit Sicherheit nicht.
Geschlechtsunterschiede und die gesellschaftliche Hierarchie
Die japanische Sprache flektiert man nach Höflichkeit. Mit einem guten Freund spricht man also anders als mit seinem Vorgesetzten. Vergleichbar ist das ganze ein wenig mit dem Duzen und Siezen. Je nach Höflichkeitsform werden für die gleiche Bedeutung gerne mal komplett andere Wörter verwendet, und genau so funktioniert das auch mit Geschlechtern.
Während watashi (私), watakushi (わたくし) oder jibun (自分) geschlechtsneutral sind und sowohl von Männern als auch von Frauen verwendet werden können, gibt es auch Wörter, die ausschließlich von einem bestimmten Geschlecht verwendet werden können. Vor allem in der Umgangssprache verwenden Männer oft boku (僕) oder das noch informellere ore (俺).
Gerade in Kneipen oder Freizeiteinrichtungen hört man vor allem letzteren Begriff sehr häufig. Hier musst du allerdings darauf achten, dass du so wirklich nur in deiner Freizeit sprichst und nicht plötzlich in einem Geschäftsgespräch mit Begriffen wie ore um dich schmeißt. Deine Kollegen würden dir das sicherlich übel nehmen.
Neben dem neutralen watashi kann man bei jungen Frauen in letzter Zeit auch das feminine atashi (あたし) öfter beobachten.
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Nicht nur Personalpronomen sind von diesem Phänomen betroffen
Das Phänomen der Geschlechtsunterschiede kann man nicht nur bei Personalpronomen, sondern auch an anderen Punkten beobachten. Oftmals erkennt man schon an den Satzenden, den sogenannten Finalpartikeln, ob der Sprecher männlich oder weiblich ist.
Die Finalpartikel wa (わ) zum Beispiel verleiht dem vorstehenden Satz einen insgesamt weichen Ausdruck. Auch wenn Männer die Partikel zum Ausdruck von Überraschung oder Bewunderung äußern, was durchaus erlaubt ist, wird sie in der Praxis eher von Frauen verwendet.
Grammatikalisch gesehen macht man hier zwar nichts falsch und die Anwendung ist auch von Männern durchaus legitim. Japanern fällt es letzten Endes aber doch auf, ob jemand eher wie ein Mann oder wie eine Frau spricht. Und in der Praxis klingt das dann einfach etwas seltsam.
Möchte man also wie ein japanischer Muttersprachler reden können, sollte man sich früher oder später mit Geschlechtsunterschieden auseinandersetzen.
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